Losnummer 3480 - Auktion 150
SELBSTPORTRAIT DER KÜNSTLERIN AN DER STAFFELEI MIT PINSEL / DIE ALLEGORIE DES MALENS

Voraussichtliche Aufrufzeit
13.09.2025 - 15:24 Uhr

Startpreis

40.000,00 EUR

(Mindestgebot 40.000,00 EUR)
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Beschreibung
GINEVRA CANTOFOLI
('Voherige Zuschreibung an Artemisia Gentileschi mit Gutachten von John Gash, Prof. Roberta Lapucci und Stefano Causa')

1618 Bologna - 1672 ebenda


SELBSTPORTRAIT DER KÜNSTLERIN AN DER STAFFELEI MIT PINSEL / DIE ALLEGORIE DES MALENS

Öl auf Leinwand (doubl.). 92 x 68 cm (R. 116 x 93 cm). Part. min. altrest., part. Altretuschen (umfangreicher Restaurationsbericht beigefügt). Rahmen.

Dieses fein ausgeführte Bildnis zeigt eine junge Frau im Dreiviertelprofil, elegant gekleidet in goldockerfarbene Gewänder mit blauen Schleifen, geschmückt mit Perlen und Kreuzanhänger. In ihrer Rechten hält sie einen Pinsel, in der Linken eine Malerpalette - eindeutige Attribute der Personifikation der Malerei ("Pittura"). Die selbstbewusste Körperhaltung, der direkte Blick und die enge Bildausschnitthaftigkeit rücken die Figur unmittelbar an den Betrachter heran. Über Jahrzehnte wurde das Gemälde in mehreren Gutachten als eigenhändige Arbeit von Artemisia Gentileschi angesehen. Besonders John Gash von der University of Aberdeen in Schottland ordnet in einem Gutachten vom 12. Dezember 2003 das Gemälde eindeutig Artemisia Gentileschi zu (Gutachten in Kopieform anbei). Zu dem gleichen Ergebnis gelangt in einer Expertise vom 14. Dezember 2018 die Kunsthistorikerin Profesor Roberta Lapucci, die die das Gemälde als 'an original artwork by the artist Artemisia Gentileschi (1593-1654) einstuft (Gutachten in Kopieform anbei). Stefano Causa betont in einem ausführlichen Gutachten die malerische und ikonografische Nähe zu Artemisias bekannten Werken, zum Beispiel der Allegorie der Malerei in der Nationalgalerie für Alte Kunst im Pallazzo Barberini in Rom und dem Berühmten Selbstportrait als Allegorie der Malerei, das sich heute in der Sammlung der englischen Königsfamilie befindet. Causa datiert das Bild in das Ende der 1630er Jahre. Demgegenüber äußert Riccardo Lattuada, ausgewiesener Gentileschi-Experte, Zweifel an der Autorschaft Artemisia Gentileschis. Er plädiert für eine Zuschreibung an Ginevra Cantofoli aus Bologna, eine Malerin des Kreises um Elisabetta Sirani. Typisch für Ginevra Cantofoli ist die weichere, gleichmäßig-perlige Modellierung des Inkarnats, die eleganten, schlanken Handformen, den dekorativen Einsatz von Accessoires sowie eine glattere, kontrolliertere Malweise - Merkmale, die eher dem bolognesischen Idiom der 1660er Jahre entsprechen als dem kraftvolleren, plastischeren Duktus Gentileschis. Zu der Provenienz des Gemäldes ist folgendes bekannt: Die heutigen Eigebntümer erwarben das Gemälde durch Vermittlung der renommierten Kunsthistorikerin Dr. Roberta Lapucci aus Florenz und Lady Carol Harvey aus Prestbury, Malta. Federico Gandolfi war der Besitzer des Gemäldes. Federicos Vater, Großvater und Urgroßvater waren angesehene Experten und Sammler von Gemälden Alter Meister alter. Ihr Zuhause, ein prächtiger Palazzo im Zentrum von Florenz, beherbergt eine Gemäldesammlung, die nur wenige private oder öffentliche Museen ihr gleichstellen können. Wie Federico erklärte, gehörte diese riesige Sammlung seinem Urgroßvater, von dem er einen Teil geerbt hatte. Die meisten Gemälde wurden nie öffentlich ausgestellt oder gar katalogisiert, da es sich um eine Privatsammlung handelt. Federico erzählte, dass das Gemälde aus der Sammlung seines Urgroßvaters stammte und seit Generationen im Haus hing. Es war nie ausgestellt worden .... Nachdem das Gemälde erworben wurde, beauftragte der Eigentümer Dr. Roberta Lapucci mit der Recherche, Reinigung und forensischen Analyse. Ziel war es, das Gemälde zu authentifizieren ..... Dr. Roberta Lapucci führte diese Arbeiten über einen Zeitraum von 6 bis 8 Monaten durch. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist dokumentiert und in dem von Dr. Roberta Lapucci erstellten Bericht verfügbar. Bei einer Feier in Pisa wurde dieser Bericht erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und das Gemälde offiziell als echtes Selbstporträt von Artemisia Gentileschi anerkannt.

Literatur: Als Artemisia Gentileschi: Gutachten Prof. Dr. Roberta Lapucci vom 14. Dezember 2018. Gutachten von John Gash vom 12. Dezember 2003. Gutachten Stefano Causa, datiert das Bild als Gentileschi, um 1640.

Expertise: Besprochen und Artemisia Gentileschi zugeordnet in: Marras, Luciano und Emanuela Grifoni: Clio, La Musa della Storia di Artemisia Gentileschi. La Tecnica e il Costume. Giugno 2013.

Provenienz: Deutsche Privatsammlung. Zuvor: Familie Gandolfi / Frascioni, Florenz.
Details
Losnummer 3480
Künstler GINEVRA CANTOFOLI
Folgerechtsabgabe Nein
Schätzpreis von 40000