Losnummer 4001 - Auktion 137
VIER SZENEN AUS DEM LEBEN DES HL. LEONHARD UND DES BENEDIKT: KLOSTERBAU UND BRUNNENBAUWUNDER DES HL. LEONGHRD / TOD UND GRABLEGUNG DES HEILIGEN BENEDIKT

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15.000,00 EUR

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Anzeige Ende: 25.05.2024 - 09:00:00
Beschreibung
OBERÖSTERREICH, UM 1490

VIER SZENEN AUS DEM LEBEN DES HL. LEONHARD UND DES BENEDIKT: KLOSTERBAU UND BRUNNENBAUWUNDER DES HL. LEONGHRD / TOD UND GRABLEGUNG DES HEILIGEN BENEDIKT

Alle vier: Öl-Tempera auf feine Leinwand auf spätere Holztafel, Hintergrund und Nimben vergoldet und geprägt, teilweise Gold gehöht. Jeweils: 45,5 x 32 cm (R. 53 x 39 cm). Part. leicht altrest. Rahmen.

In seinem Gutachten schreibt Dr. Konrad: IKONOGRAFIE: Die Bildtafeln a und b stellen den hl. Benedikt als ergrauten Mönch vor. Seine Kutte ist schwarz und mit einem weißen Kragen- und Ärmelrand versehen. Der weiße Kragenrand ist kennzeichnend für das Ordensgewand der Benediktiner. Bekanntlich schied Benedikt um 548 in seiner 525 errichteten Klosterkirche auf Montecassino dahin. Sehr schön und einfühl-sam hier die Tränen der weinenden Mitbrüder. Die Grabstelle wurde, wie damals üblich, vor einem Altar angelegt. Dargestellt auf den Tafeln c und d sind zwei Szenen aus dem Leben des hl. Leonhard (um 500 bis um 570), hier als jüngerer Mönch des Benediktinerordens mit braunvioletter Kutte gegeben. c) Klosterbau bei Limoges d) Brunnenwunder Dieses sei in Ausführlichkeit hier vorgestellt: ... So predigte Leonhard, tat Wunder und wohnte in einem Wald nahe bei der Stadt Limoges. Da war auch ein Schloss des Königs für die Jagd gebaut worden. Es geschah eines Tages, dass der König dort jagte und die Königin aus Kurzweil mitgefahren war. Da bekam sie Geburtswehen und war in großen Nöten. Der König und sein Gesinde klagten darüber und da Leonhard zufällig durch den Wald ging, hörte er die Stimmen der Klagenden und ging in großem Mitleid dorthin. Da der König ihn rief, trat er zu ihm ein. Der König fragte ihn, wer er wäre. Als er hörte, dass er ein Jünger des heiligen Remigius gewesen sei, gewann er Vertrauen. Denn er glaubte, dass ihn der große Meister viel gelehrt haben müsste. So führte er ihn zur Königin und bat ihn, dass er ihm mit seinem Gebet sein Weib wiedergebe und bei der Geburt seines Sohnes helfe und ihm so zweifache Freude spende. Da betete der Heilige und seine Bitte wurde gewährt. Der König bot ihm einen großen Schatz an Gold und Silber, aber er wollte es nicht nehmen und mahnte ihn, dass er es den Armen geben sollte. Er sprach: ,Von allem diesem brauche ich nichts; ich begehre nichts anderes, als allein in einem dieser Wälder zu wohnen, fern von allen Schätzen der Welt, und möchte nur Gott dem Herrn dienen.' Da wollte ihm der König den ganzen Wald geben. Er aber sprach: ,Den ganzen Wald mag ich nicht nehmen, ich begehre allein soviel, als ich in einer Nacht mit meinem Esel umreiten kann.' Das gewährte ihm der König mit Freuden. So baute er sich an der Stätte ein Kloster und lebte dort mit zwei Mönchen, die sich zu ihm gesellt hatten, in großer Enthaltsamkeit. Da aber das Wasser von ihnen eine Meile entfernt war, ließ der Heilige einen trockenen Brunnen in die Tiefe graben; und als er betete, wurde er voll Wasser. Die Stätte selbst nannte er Nobiliacum weil sie ihm von einem edlen König gegeben worden war (heute Saint-Léonard-de-Noblat, Haute-Vienne). Nach: https://www.erzbistum-muenchen.de/glaube/heilige-selige/heiliger-leonhard/69322 (letzter Zugriff 13.2.2024). REKONSTRUKTION: Es ist wie so häufig der Fall, dass auch diese Tafeln abgetrennte Ansichtsseiten von Flügeln eines Triptychons darstellen. Da hier von den bekanntesten Taten und Wunder des hl. Leonhard wie die der Gefangenen-befreiungen keine Tafel anhängig ist, darf davon auszugehen sein, dass der Leonhardteil an diesem Retabel weitere Darstellungen umfasste. Das Diözesanmuseum in Graz besitzt einen solchen umfangreicheren Zyklus aus (Bad) Aussee. Dasselbe gilt auch für die Benedikt-Tafeln. ZUSCHREIBUNG: Es konnte weder in Auktionsdateien noch in wissenschaftlichen Darstellungen wie Abhand-lungen und Katalogeinträgen ein Vermerk zu diesen, gediegen ausgeführten spätgotischen Tafeln eines unbekannten Kleinmeisters festgestellt werden. Der einzige Hinweis auf eine regionale Einordnung findet sich auf der rückseitigen Beschrif-tung von vier Schwarz-weiß-Fotografien im Archiv Ernst Buchner, Fotothek des Zentral-instituts für Kunstgeschichte in München (ZI). Darin wird in holländischer Sprache als künstlerische Region Oberbayern genannt (siehe Anhang). Buchner, der 1962 verstorben ist, legte sie indes in Mappe XXXII/b für Österreich 15. Jh. ab. Wenn auch die Zuweisung des damaligen Besitzers nach Oberbayern, wo der hl. Leonhard ebenso stark wie in Österreich verehrt wurde und noch wird, absolut nicht unsinnig ist, lässt sich Buchners Ablage anhand zahlreicher Klein-Ouvres in der österreichischen spätgoti-schen Malerei nachvollziehen, wo ein nur leicht davon abweichendes Figurenbild auftritt. Es sind die Retabel der Meister von Eggenburg, Eggelsberg und Herzogenburg, zu denen es auf Grund ihrer jeweilgen charakteristischen Figurengestalt in der früheren Forschung (Walter Suida, Otto Benesch, Alfred Stange, Ernst Buchner) wie in der aktuelleren (Bodo Brinkmann, Mary Ainsworth, Joshua Waterman) keine abweichenden Standpunkte gibt. Und auch die obengenannten Leonhardstafeln aus der Kalvarienkirche von Aussee erinnern laut Stange an oberösterreichische Malerei. Ebenso wie diese mitunter exakt datierten Werke auf die Zeit um 1490 hinweisen, soll auch für die vier hier besprochenen Tafeln dieser Zeitraum gelten. Herzlich danke wir Herrn Dr. Konrad (Reichenau) für die umfassende Bearbeitung und Begutachtung dieses Katalogbeitrages

Expertise: Beigefühtes Expertengutachten von Dr. Bernd Konrad (Reichenau) vom 13.02.2024.

Provenienz: Vor 1962 wahrscheinlich Privatsammlung Niederlande. Berliner Privatsammlung.
Details
Losnummer 4001
Künstler OBERÖSTERREICH, UM 1490
Folgerechtsabgabe Nein
Schätzpreis von 15000
Standort
Standort: Deutschland, 40210

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